Aktuell!

Die Entführungs-Story

Geschichte einer politischen Kampagne

Was dahinter steckt

Die Entführung eines Bürgers eines anderen Landes, um ihn in sein Heimatland zurückzubringen, ist auch dann ein illegaler Akt, wenn die betreffende Person in ihrer Heimat vor einem Gericht eines Verbrechens angeklagt ist. Deswegen ist es normal, dass die "Verschleppung" zu internationalen Reaktionen führt. Nun hat aber in diesem Fall der Entführte im vietnamesischen Fernsehen behauptet, er sei gar nicht entführt worden, sondern freiwillig zurückgekehrt. Bis dies nicht geklärt ist, gilt die Entführung als eine nicht bewiesene Beschuldigung, was aber unsere Regierung und Presse nicht daran gehindert hat, sie monatelang immer wieder als Tatsache hinzustellen.

Inzwischen ist der angeblich Entführte in Hanoi in zwei Prozessen schwerer Verbrechen als schuldig befunden und verurteilt worden.

Zwei Dinge fallen auf: Eine Entführung, die immer noch nicht bewiesen ist, wurde zu einem riesigen Skandal aufgebauscht. In einem anderen Fall aus dem Jahre 1991 war ein Bürger der BRD vom US-Geheimdienst entführt und in die USA gebracht worden. Die Bunderegierung hat samtweich protestiert, keine Zeitung hat darüber breichtet.

Dann wurde der Fall in einen neuen "Zusammenhang" gestellt und damit von einer einfachen Kriminalprozess in einen politischen Verfolgungsfall zu verwandeln versucht. Plötzlich war von seinen Verbrechen keine Rede mehr, er wurde zum politischen Opfer von Verfolgung hochstilisiert. Jetzt sollen in der Bundesrepublik Prozesse gegen "Unterstützer" der Entführung geführt werden.

Dazu stellen wir unseren Lesern im Viet Nam Kurier erschienene Analysen und Stellungnahmen zur Verfügung:

- einen Kommentar zu diesem Fall und seiner Entwicklung,

- einen Rückblick auf den letzten Parteitag in Vietnam, auf dem personelle Entscheidungen getroffen wurden, die den westlichen Journalisten nicht gefielen (Seite 2-6). Darauf berufen sich diejenigen, die aus dem Fall einen politischen machen wollen - zu Unrecht. Der Bericht über den 12. Parteitag (der 2016 stattfand) wurde vor der Entführungskampagne geschrieben. Es kannn studiert werden, wie hier etwas verfälschend aufgebauscht wird, was eine normale politische Beschlussfassung war und kein "Machtkampf", und

- einen Bericht über die Prozesse gegen Trinh Xuan Thanh, die schon stattgefunden haben.

Derzeit ergibt sich, unter Einbeziehung aller zugänglichen Informationen, folgende zusammenfassende Analyse:

1) Der Entführungs-Vorwurf ist noch nicht bewiesen. Obwohl diese Frage inzwischen nebensächlich geworden ist führt man die jetzigen Prozesse gegen "Unterstützer" weiter, um das Thema am Kochen zu halten.

2) Trinh Xuan Thanh ist ein gewöhnlicher Gesetzesbrecher im wirtschaftlichen Bereich, der abgeurteilt wurde, nachdem er sich durch Flucht in die BRD dieser Verantwortung zunächst entziehen wollte.

3) Trinh Xuan Thanh Thanh ist kein Politiker, im Gegenteil: Er hat als Provinzchef auf diesem Gebiet komplett versagt. Und vor allem: Er hatte nichts zu tun mit den Diskussionen auf dem Parteitag.

Lesen Sie die hier präsentierten Dokumente und Kommentare und urteilen Sie selbst!