Der eigens angefertigte Hintergrundprospekt

Die Repatriierung

Freundschaftsgesellschaft übergibt 100 Filme an das Vietnam Film Institute

Günter Giesenfeld

Es hat mehr als zwei Jahre gedauert, bis die Rückführung des Archivs der Freundschaftsgesellschaft an das vietnamesische Filminstitut, die nationale Kinemathek, endlich abgeschlossen werden konnte.

Das ist nicht verwunderlich, denn es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung von Filmkopien auf Originalmedien, das heißt auf 16mm und 35 mm Filmmaterial. Und manche können sich vielleicht nicht mehr erinnern, dass dieses Material sehr schwer war. Was heute in Form von Festplatten oder noch kleineren Datenträgern, die man in die Jackentasche stecken kann, an die Kinos geliefert wird, erforderte früher einen LKW, der die Kopien (bis zu 15 Rollen à 5 bis 10 kg pro Spielfilm) beim Bahnexpressgutschalter abholte.

Außerdem musste das Material, das bis zu 40 Jahre lang in Marburg lagerte, neu inventarisiert und auf seinen Zustand hin überprüft werden. Viele Rollen waren zur Zeit des Vietnamkriegs und unmittelbar danach sehr oft vorgeführt worden und mussten geflickt und gereinigt werden. Etwa 70 der Filme, die auf 16 mm-Material vorlagen, wurden digital gespeichert, so dass sie weiterhin in der Bundesrepublik verfügbar blieben.

Bei mehreren Reisen habe ich mit dem Vietnam Film Institute in Hanoi die Übergabe vorbereitet. Ich konnte mich dabei auch davon überzeugen, dass es dort gute Lagerbedingungen gab, was bei dem feuchten Klima absolut notwendig ist, damit die Filme nicht verderben.


Jede Rolle wiegt bis zu 5 kg. Ein Spielfilm besteht aus bis zu 12 Rollen.

Und dann kam das größte Problem: der Transport. Da sind drei Institutionen zu nennen, die für die Verbringung der insgesamt 400 kg Fracht gesorgt haben: einmal das Ministerium für Kultur in Vietnam, dann das vietnamesische Generalkonsulat in Frankfurt/Main, da vor allem Generalkonsul Nguyen Huu Trang und seine Mitarbeiter, die sich nicht nur um die Formalitäten gekümmert haben, sondern auch die ganze Lieferung abgeholt und flugtauglich verpackt haben. Drittens schließlich hat die vietnamesische Fluggesellschaft Vietnam Airlines den Transport für uns kostenlos übernommen. Dies war die Voraussetzung dafür, dass die Filme wohlbehalten schließlich im Herbst 2015 in Hanoi angekommen sind und vom Film Institute übernommen werden konnten.

Informationsträger für die Solidarität

Es handelte sich vor allem um Filme, die in den 1960er bis 1980er Jahren in Vietnam von Vietnamesischen Regisseuren und Kameraleuten gedreht worden sind. An die Freundschaftsgesellschaft sind sie auf verschiedenen Wegen gekommen: über die vietnamesische Botschaft, damals noch in Bonn, oder bei internationalen Filmfestspielen in Oberhausen oder Leipzig, auf denen ich mich regelmäßig mit den Filmleuten vom Dokumentarfilmstudio Hanoi oder vom Studio Giai Phong aus der befreiten Zone im Süden traf. Wir unterstützten die Kollegen mit der Übergabe von technischen Geräten und Zubehör, dafür ließen sie uns die Kopien, die sie zum Festival mitgebracht hatten. Einen ersten Grundstock erhielt die Freundschaftsgesellschaft bei ihrer Gründung 1976 vom „Initiativkomitee für deutsch-vietnamesische Kulturbeziehungen (BRD)“ in Köln. Darin hatten sich vor allem Filmschaffende aus der BRD organisiert, um ihren vietnamesischen Kollegen zu helfen und Filme für die Solidaritätsarbeit bereitzustellen.

Treibende Kraft war der Regisseur Hans-Rüdiger Minow, der einer derjenigen war, die nach dem Krieg die Zusammenarbeit mit Vietnam weiterführen wollte. Da ich zu der Zeit schon professionell Filme drehte und entsprechende Geräte zur Verfügung hatte (Schneidetische, Projektoren, Möglichkeiten zur Synchronisierung in deutsch), hat er die Filme nach Marburg gegeben.

Die Sammlung wurde dann auch durch Filme ergänzt, die ich ab 1977 selbst in Vietnam drehte. Außerdem hatte ich damals Beziehungen zu der staatlichen Filmvertriebsgesellschaft FAFIM, von der ich mehrere Kopien käuflich erwarb. Auch einige sehr berühmte Dokumentarfilme von westlichen Regisseuren waren im „Filmdienst Vietnam“, wie wir diese Aktivität der Freundschaftsgesellschaft damals nannten, vorhanden. Sie alle waren in einem Katalog verzeichnet, und die Filme wurden sehr häufig genutzt.

Beim Umzug der vietnamesischen Botschaft nach Berlin räumten wir in Bonn den Keller aus, und da fanden sich mehrere nagelneue, ungespielte Kopien von klassischen vietnamesischen Spielfilmen.

Ab den 1980er Jahren ging die Aktivität des Filmdiensts allmählich zurück und hörte ganz auf: Video kam auf und es gab bald nirgendwo mehr Projektoren für diese Filme. Wir dachten daran, einige der Filme überspielen zu lassen und als Kassetten oder DVD zu verleihen, aber dies war damals leider noch sehr teuer, auch das Interesse daran konnte nicht mehr wirklich wiedererweckt werden. Das hing natürlich auch mit der Tatsache zusammen, dass das Interesse an Vietnam, am Vietnamkrieg nachließ, und wir hatten ja fast nur Filme aus der Kriegszeit, die zwar einen großen dokumentarischen Wert, aber keine aktuelle Attraktivität mehr hatten. Also begnügten wir uns damit, die Rollen zu pflegen und dafür zu sorgen, dass sie erhalten blieben. Und in Veranstaltungen zeigten wir von Zeit zu Zeit selbstgemachte, amateurhafte Überspielungen auf VHS, die von schlechter Bildqualität waren.

Die „Repatriierung“

In den letzten Jahren kam dann allmählich die Idee auf, die Filme nach Vietnam zurückzuführen. Auf meine Reisen suchte ich den Kontakt mit einer entsprechenden Institution, die als Empfänger in Frage kam, um herauszufinden, ob überhaupt Interesse besteht. Ich stieß dabei auf enthusiastische Freude, und das hatte Gründe: Diese Filme waren alle in der Kriegszeit gedreht und bearbeitet worden mit zum Teil sehr unzulänglichen Mitteln – vor allem in den befreiten Gebieten im Süden. Dort wurden Filme im Dschungel aufgeführt oder in Dörfern. Entwickelt und kopiert mussten sie werden mit dem, was man zur Verfügung hatte, und dies musste zum großen Teil in unterirdischen „Labors“ geschehen. Wie auch bei der Organisation eines rudimentären Gesundheitswesens war man auf die einfachsten Methoden angewiesen: Konservendosen für die Zubereitung der Chemikalien, Fahrraddynamos für die Versorgung mit elektrischem Strom.

Die wenigen Kopien, die man in der Sowjetunion oder der DDR herstellen lassen konnte, wurden vorgeführt, bis sie total zerfleddert waren – und natürlich gab es keinen Ort (auch nicht in Hanoi), wo man so etwas wie ein Archiv anlegen konnte und Filme aufbewahren konnte. Das 16 mm-Format, das aus Kosten- und Gewichtsgründen verwendet wurde, ist sehr empfindlich für die Einwirkungen der Luftfeuchtigkeit und der tropischen Temperaturen. Schnell wird die Perforation verzogen, und die Filme können nicht mehr vorgeführt werden. Da hält sich ohne ständig Kühlung keine Filmrolle sehr lange, auch wenn sie nicht vorgeführt wird. Gekühlte Räume gab es nicht dafür.

Das hatte zur Folge, dass fast alle wichtigen Dokumentarfilme aus der Zeit, die in Vietnam von Vietnamesen gedreht wurden, nur fragmentarisch und in sehr schlechtem Zustand vorhanden sind. Deshalb haben die vietnamesischen Kollegen mit großer Überraschung und Freude davon gehört, dass wir ihnen die Gelegenheit boten, diese Lücken wenigstens bis zu einem gewissen Maß zu füllen.

Ich hatte längst eine Liste erstellt, anhand deren man in Hanoi ermessen konnte, was da vorhanden war, und das Film Institut schickte zwei Mitarbeiter nach Marburg, um sich über den Zustand der Kopien zu überzeugen. Sie waren sehr zufrieden damit: Keine einzige Filmrolle wies jenen charakteristischen Geruch auf, der auf die schädliche Einwirkung von Säuren hinweist, durch die das Trägermaterial zersetzt wird und gegen die man kaum etwas tun kann, außer schnelles Kopieren.

Um die Filme auch für uns noch verfügbar zu halten, kaufte ich dann ein Gerät zur professionellen Digitalisierung der 16 mm-Filme und verbrachte mehrere Wochen damit, alle Rollen auf DV-Bänder zu überspielen, die man nicht nur vorführen kann, sondern deren Bildmaterial man auch ohne Verlust verwenden kann für eventuelle Zusammenstellungen von Anthologien zur Geschichte vor allem des Kriegs auf DVD.

Großes „Event“ in Hanoi

Schon bei den vorbereitenden Verhandlungen wurde klar, dass das Film-Institut die Übergabe der Filme mit einer entsprechenden Zeremonie feiern wollte, und es war klar, dass ich dazu nach Hanoi würde reisen müssen. Das „Event“ wurde auf den 18. November terminiert, und Marianne und ich planten, diese Gelegenheit zu Treffen und Gesprächen mit anderen Freunden zu verbinden.


Es spricht: Dao Quoc Hung, Direktor des Filminstituts

An dem Abend versammelten sich dann also etwa 100 Personen im Innenhof des Instituts, wo eine große Zeltplane und ein Tisch installiert worden waren. Viele uns bekannte Persönlichkeiten waren gekommen, und uns wurde bewusst, dass man unsere Aktion sehr „hoch gehängt“ hatte. Der Vizeminister für Kultur war anwesend und viele uns unbekannte Prominenz aus Regierungsstellen und dem Filmwesen. Natürlich war auch unsere Schwesterorganisation zahlreich vertreten mit Prof. Huay, dem vorigen Vorsitzenden, Frau Chu Thu Phuong, die früher in der Berliner vietnamesischen Botschaft tätig war, unsere alten Freunde Quyen, der Dokumentarfilmer und mein Kameramann bei vielen Produktionen Luong Duc, der ehemalige Generalkonsul Nguyen Huu Trang mit seiner Frau, die Direktorin einer Filmproduktionsfirma ist, die beiden früheren Direktoren des Film Instituts, der Leiter des Verbindungsbüros des Landes Hessen in Hanoi.


Prof. Huay, langjähriger Vorsitzender der vn.-dt. Freundschaftsgesellschaft, Direktor Dao Quoc Hung, gg

Auch ein sehr berühmter Filmregisseur war da, den ich bei der Gelegenheit zum ersten Mal traf, obwohl ich seine Filme gut kenne: Dang Nhat Minh. Von einem seiner Filme hatten wir auch hier eine sehr gut erhaltene Kopie in 35 mm (Bao gio cho dan thang muoi, Wenn der zehnte Monat kommt, von 1984) und er hat vor den Kameras des Fernsehens mit Tränen in den Augen gesagt, jetzt sei einer seiner Söhne wieder in die Heimat zurückgekehrt. Ich erfuhr, das man in Vietnam keine wirklich gute Kopie des Films mehr hatte. Es waren drei TV-Kamerateams anwesend, und es soll etwa ein halbes Dutzend Berichte über diese Feier den verschiedenen Kanälen des Vietnamesischen Fernsehens gegeben haben.


Chu Thu Phuong, ehem. Generalkonsul in Frankfurt Nguyen Huu Trang, mn, gg, Dr. Almuth Neyer-Zollitsch, Leiterin des Goethe-Instiuts in Hanoi, Thomas Lenferding, Kulturattaché der deutschen Botschaft in Hanoi

Besonders gefreut hat uns die Anwesenheit zweier Vertreter von deutschen Institutionen: Herr Thomas Lenferding, Botschaftsrat für Kultur und Presse bei der Deutschen Botschaft in Hanoi und Frau Dr. Almuth Meyer-Zollitsch, Leiterin des Goethe-Instituts in Hanoi. Zu beiden Institutionen waren unsere Beziehungen zuletzt nicht sehr eng, und wir hoffen, dass unsere freundlichen Gespräche bei dieser Gelegenheit dazu beigetragen haben, das zu ändern.


Unterzeichnung des Übergabevertrags

Die Reden

Die Feier selbst bestand aus Reden und einer kleinen Zeremonie der Übergabe: Es wurde ein Vertrag unterzeichnet, und ich durfte dem Direktor des Film Instituts symbolisch eine Filmrolle, geschmückt mit roten Bändern, überreichen. Anschließend wurden die Film-Lagerräume besichtigt, und an zwei Schneidetischen hatte man zwei der von uns stammenden Filme eingelegt.


Im Gespräch mit dem Stellv. Kulturninister Le Khanh Hai

Der Vize-Kulturminster Le Khanh Hai sagte, diese Aktion der Freundschaftsgesellschaft sei ein neuer Schritt bei der Kooperation beider Länder und ein Symbol für die enge Freundschaft und gegenseitige Hilfe von künstlerischen Institutionen, die dazu beitrage, das Verständnis für die Kultur des Partners zu vertiefen.

Direktor Dao Quoc Hung vom Filminstitut erinnerte an die riesigen Probleme, die die Filmemacher in der Kriegszeit zu überwinden hatten bei ihrer Arbeit. Diese Übergabe sei ein neues Beispiel dafür, wie durch die Internationalität des Filmmediums in unruhigen Zeiten Filme aus einem Land in anderen Ländern „überleben“ und dann in die nationalen Museen und Archive wieder zurückgeführt werden konnten.

In meiner Rede im Auftrag der Freundschaftsgesellschaft berichtete ich zunächst über die Entstehung unserer Organisation nach dem Krieg und über die Rolle, die die Filme für unsere Arbeit gespielt haben. Ich betonte, dass wir dabei stets im Hinterkopf den Gedanken hatten, dass diese Filme eigentlich nicht uns gehörten, sondern uns von Vietnam nur geliehen worden waren. Das hat dazu beigetragen, dass nach 1990 die Idee entstand, sie wieder zurückzugeben.


Regisseur Dang Nhat Minh mit seinem "zurückgekehtren Sohn"

„Dabei war für uns noch ein anderer Aspekt wichtig: Man weiß heute immer noch nicht genau, wie lange die modernen Datenträger, die jetzt zur Verbreitung und Vorführung von Filmen genutzt werden, überhaupt haltbar sind, ob z.B. eine DVD oder blue ray-Disk in 10, 20 oder 30 Jahren überhaupt noch abspielbar sind, sei es, dass ihre Daten systembedingt verblassen, sei es, dass es keine passenden Abspielgeräte mehr gibt.

Ich weiß, dass z.B. in den deutschen Fernsehanstalten in den letzten Jahrzehnten die Archive mehrfach komplett umkopiert worden sind, um die Sendungen zu erhalten. Denn die Aufzeichnungssysteme und Datenträger ändern sich derzeit fast alle zwei Jahre, und die Einführung von neuen Geräten und Systemen, die nicht mit den alten kompatibel sind erfolgt in einem immer schnelleren Rhythmus. Die Fernsehanstalten können schon lange nicht mehr ihre eigenen Sendungen zukunftssicher aufbewahren.

Es ist möglich dass die Archive – wie es etwa bei wissenschaftlichen Bibliotheken schon heute der Fall ist – in absehbarer Zukunft nicht mehr weitergeführt werden und ihre Inhalte, wenn überhaupt, auf sehr unsichere Datenträger überspielt und nur eine begrenzte Zeit lang aufbewahrt werden können. Wie man derzeit öffentlich über Archive denkt, zeigt ein Zitat, das sich auf die Deutsche Nationalbibliothek bezieht, in der alle erschienenen Bücher gesammelt werden. Sie ist in die Kritik geraten weil man sagt, dass hier Geld unnütz verschwendet werde, weil Millionen von Bücher archiviert würden, 'die niemand jemals lesen wird'. Dasselbe gelte für Filmarchive, in denen viele alte Filme aufbewahrt werden, die 'vielleicht niemals mehr irgendjemand ansehen oder gar öffentlich zeigen wird'.1


Im gekühlten und klimatisierten Archivsaal

Ihnen als Filminstitut wird diese Diskussion vertraut sein. Und ich weiß nicht, wie man in Vietnam, vor allem in Kreisen der politischen Führung, über das Problem denkt. Von meinem Land weiß ich, dass das Bundes-Archiv in Koblenz, also das offizielle staatliche Filmarchiv, längst der Meinung ist, die alten Filme, die angeblich „keiner mehr sehen will“, könne man ja wegwerfen, wenn der Platz und die Kosten für ihre Pflege fehlten. Und ich weiß, dass dies auch praktisch so gemacht wird. Andererseits versucht man, berühmte und als hohe Kunst anerkannte Filme mit großen Aufwand zu restaurieren und zu digitalisieren. Und da man glaubt, dass eine solche digitale Fassung ewig halten würde, gibt es für manche Verantwortliche keinen Grund mehr, die Originale mit großem Aufwand in gekühlten Archiven aufzubewahren – auch sie könnten weggeworfen werden.

Diese berühmten „geretteten“ Filme werden dann in einem vom Fernsehen übertragenen Event mit großem Orchester (bei Stummfilmen) aufgeführt. Und es kann sein, dass von diesen Filmen dann auch die Originale noch aufbewahrt werden. Die anderen Filme, die den Kunstansprüchen unserer heutigen Zeit nicht mehr entsprechen, sind „überflüssig“ geworden, ihre Erhaltung kostet viel Geld, wenn man sie auch nur vor dem Verfall bewahren will.

Was bedeutet das? Es bedeutet ganz einfach, dass es für künftige Generationen von Wissenschaftlern, Kunstliebhabern, Literaten oder einfach neugierige Menschen nichts mehr zu entdecken geben wird. Das kulturelle Erbe, soweit es sich in Literatur, in Filmen manifestiert hat, ist natürlich nicht verschwunden. Aber es wird amputiert dadurch, dass die jetzt als überflüssig empfundenen, das heißt vor allem die künstlerische weniger „anspruchsvollen“ Filme verschwinden. Und die dabei heute getroffene Auswahl orientiert sich nicht nur an künstlerischen, sondern an wirtschaftlichen Kriterien. So kann es passieren, dass am Ende von dem reichen, über hundertjährigen Schatz an Filmen nur eine kleine Auswahl überhaupt weiter existiert.

Die Folge ist: Keiner kann mehr diese Auswahl überprüfen, weil die nicht des Erhalts für würdig empfundenen Werke verschwunden sind. Archäologie ist nicht mehr möglich mit Bezug auf Hervorbringungen menschlicher Kulturen und Künste, weil prinzipiell keine neuen Entdeckungen mehr gemacht werden können. Wir frieren unseren derzeitigen Entwicklungsstand ein, Versuche einer Revision oder Neubewertung des „Kanons“ älterer Epochen haben keine Möglichkeit mehr, ihre Thesen zu überprüfen oder zu beweisen.

Wir freuen uns, dass es in Vietnam ein Film-Institut und ein Filmarchiv gibt, wo alle noch erhaltenen Filme in den Originalen aufbewahrt und gepflegt werden. Und wir freuen uns besonders, dass wir dazu beitragen konnten, dieses kulturelle und künstlerische vietnamesische Erbe zu ergänzen.“

Wie die Reden des Direktors des Filminstituts und des Vertreters des Kulturministeriums belegen, scheint man in Vietnam sich der Verantwortung für den Erhalt des ganzen Spektrums der Kunsthervorbringungen – zumindest was den Film betrifft – bewusst zu sein.

Anmerkung
1 Zitate aus: Daniel Kothenschulte: Ausgrabungsstätten für die Zukunft. FR, 08.09.2015

veröffentlicht im Vietnam Kurier 3-4/2015

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